So, war fleißig und habe den Rest jetzt auch fertig gemacht!
Tag 5:
Wieder über die Fehmarnsundbrücke ging es auf Straße bis nach Lütjenburg, wo der Teil 2 des TET Germany beginnt. Zum Einstieg gab es erst einmal grobes Kopfsteinpflaster am sehr schön gelegenen Gut Helmstorf. Bis Lübeck war es relativ unspektakulär, in Lübeck machten wir dann einen verhängnisvollen Fehler: Die Yamaha lief schon geraume Zeit auf Reserve, rechterhand war direkt an der B 75 eine Tankstelle zu sehen. Der Track verläuft allerdings hier noch neben der Bundesstraße, wir beratschlagten kurz: Bislang hat die Reserve immer so weit gereicht, dass auch die nächste Tankstelle erreichbar sein müsste, also sparten wir uns (vermeintlich!) den Umweg und fuhren weiter. Nur wenig später, kurz vor der Einfahrt in den Herren-Tunnel, fing die Téneré an zu stottern, und Sohnemann traf die richtige Entscheidung: Er hielt direkt vor dem Tunnel in einer Einbuchtung an – um auf keinen Fall mitten im Tunnel liegen zu bleiben. Wenden geht hier nicht, also musste ich zunächst durch den Tunnel, auf der anderen Seite drehen, Maut bezahlen (auf dieser Seite nur ein Automat, ich hatte kein Kleingeld, Kartenzahlung war nicht vorgesehen, den Wechselautomat für Scheine habe ich erst nicht gesehen, musste die „Hilfetaste“ drücken). Bis ich dann endlich die Handschuhe wieder an hatte und die Schranke passieren konnte, hatte der Busfahrer hinter mir vermutlich schon reichlich Blutdruck. Schließlich die Tankstelle erreicht, einen Kanister gekauft und gefüllt, wieder zu Sohnemann gefahren, aufgetankt, dann durch den Tunnel – und nochmal Maut zahlen (diesmal problemlos an einer besetzten Mautstelle).
Nachdem wir etwas später die Grenze zu Mecklenburg-Vorpommern überschritten hatten, zeigte sich gleich, dass der Offroad-Anteil und die fahrerischen Herausforderungen zunahmen. Eine Passage (etwa ein bis zwei Kilometer) war gekennzeichnet durch tiefe Spurrinnen und vor allem tiefe Löcher – da habe ich das Gewicht der Kuh das erste Mal so richtig bereut und musste doch ein wenig langsamer machen. Direkt danach begann grobes Kopfsteinpflaster (das macht nicht wirklich Spaß), und wir machten erst einmal eine kleine Pause. In dem Moment hörten wir zwei Motorräder, die mit ordentlichem Tempo den fraglichen Schlagloch Weg befuhren – mit Husqvarna 701 und Gas Gas ES 700 mit grobstolligen Reifen allerdings auch etwas besser ausgestattet als wir. Das zeigte sich dann etwas später erst so richtig: Hinter Dambeck beginnt ein bergauf führender sandiger Weg, der auch Sandweg heißt. Nachdem mein Garmin wieder problemlos funktionierte, lösten wir uns mit der Navigation ab, an diesem Tag war mein Sohn vorne. Der Weg ließ sich zunächst ganz gut fahren (Hintern nach hinten und auf Zug) und wir waren nicht unflott unterwegs (langsam ist halt blöd im Sand). Dann wurde der Sand aber recht unvermittelt sehr tief und ich konnte nur mit Schrecken von hinten beobachten, wie es die Yamaha in einer großen Sand-/Staubwolke hinschmiss. Anzuhalten, ohne selbst zu stürzen, war gar nicht so einfach. Erleichterung, dass meinem Sohn nichts passiert ist (wohl nur eine Schulterprellung), aber die Gabel der Téneré war komplett verdreht. Während wir noch damit beschäftigt waren, uns zu sortieren, kam erst ein Pärchen auf E-Bikes, wobei sie vorausfuhr und direkt neben der Yamaha ebenfalls in den Sand stürzte. Danach kündigte der kernige Sound das Husqvarna/GasGas-Gespann an, und die beiden zeigten uns, wie es richtig geht: Mit mächtig Gas ballerten sie an uns vorbei den Hügel hinauf. Das Problem war nun, dass es uns mit Bordwerkzeug nicht gelang, die Verschraubung der USD-Gabel zu lösen. Bevor wir die Schrauben ruinierten, beschlossen wir, ganz langsam nach Dambeck zurück zu fahren, wobei das Wenden der beiden Moppeds im Sand ein ganz eigenes Thema war. Wir fanden schließlich einen sehr hilfsbereiten Dambecker, der uns mit Werkzeug versorgte. Die gute Nachricht: Wir konnten die Gabel wieder richten, die schlechte Nachricht: Der Lenker war trotzdem noch etwas schief. Es war vor Ort nicht zu erkennen, ob die Lenkerböcke nur in den Lagern verdreht, oder ein Stehbolzen verbogen war. Die entsprechenden Schrauben (schwer zugänglich) bekamen wir nicht gelöst, und wieder beschlossen wir, den Versuch abzubrechen um nicht am Ende noch mehr Schaden anzurichten. Bis zu unserem Tagesziel Schwerin war es ohnehin nicht mehr weit, so dass wir guter Hoffnung waren, das Hotel zu erreichen und dann in Ruhe zu überlegen, wie es weitergehen würde. Ein wenig Trost fanden wir dann am Abend in dem hervorragenden Entrcôte, das uns im Hotel Rabenstein in Raben-Steinfeld bei Schwerin serviert wurde.
Tag 6:
Am Abend hatten wir recherchiert und unsere Optionen abgewogen. Da der Sturz an einem Samstag passiert war, gab es eigentlich nur zwei: Den Sonntag in Schwerin verbringen und am Montag den dortigen Yamaha-Händler zu konsultieren – was aber letztlich bedeutet hätte, den TET nicht zu ende fahren zu können. Oder mit dem leicht schiefen Lenker die nächste Etappe vorsichtig anzugehen und den Yamaha-Händler in Lychen aufzusuchen. Ich habe die Entscheidung meinem Sohn überlassen – er war ganz klar für Option Nummer zwei. Ich vermute, er wird es ein paar mal bereut haben, weil auch dieser Tag einige Sandpassagen bereit hielt. Zum Glück aber keine so tiefen mehr. Landschaftlich war die Tour durch die Mecklenburgische Seenplatte dafür ein Genuss. Für die Übernachtung wählten wir das „Alte Zollhaus“ in Feldberg, wunderbar in der Feldberger Seenlandschaft am Breiten Luzin gelegen.
Tag 7 und 8:
Der erste Weg führte uns an diesem Morgen zum Yamaha-Händler in Lychn. Dort konnte man die Verschraubung der Lenkerböcke lösen und das Ganze etwas richten, aber nicht vollständig: Vermutlich ist (mindestens) einer der Stehbolzen verbogen, ggf. ist auch der Lenker selbst etwas krumm. Zumindest aber konnten wir weiterfahren. Der letzte Abschnitt des TET von Lychen bis nach Schwedt hat uns dann nicht so gefallen: Es war sehr viel sehr grobes Kopfsteinpflaster bzw. sehr holprige Plattenwege. Die Offroadpassagen waren überwiegend sandig, das hat meinen Sohn nach der Erfahrung vom Samstag dann auch nicht gerade begeistert. Aber immerhin: Irgendwann standen wir in Schwedt an der Oder – und damit an der Grenze zu Polen und am Ende des TET Germany, den wir tatsächlich (fast) komplett gefahren sind (mit Ausnahme einer kleinen Strecke zwischen Dambeck und Schwerin). Da wir durch den Sturz und die Folgen Zeit verloren hatten, hieß es jetzt noch ein paar Kilometer machen, kurz durch Polen bis ins Havelland, wo wir zwar nicht bei Herrn Ribeck, aber ganz in der Nähe in Wachow übernachtet haben.
Am nächsten Tag machten wir bei Magdeburg noch einen Kaffee-Stop bei meiner Nichte, die an diesem Tag Geburtstag hatte, dann ging es entspannt (und auch mal wieder richtig kurvig) durch den Harz in Richtung Heimat. Fazit: Insgesamt eine sehr schöne Tour, auch wenn es den Sturz nicht gebraucht hätte. Solange es aber bei Materialschäden bleibt, ist das o.k. - und für eine Endurotour durchaus nicht ungewöhnlich. Ich selbst konnte meinem Sohn diesbezüglich so einiges erzählen, aber im Moment ist das verständlicherweise noch wenig tröstlich. Am Ende der Reise waren die Reisenden jedenfalls erschöpft und schmutzig – also so, wie es sein sollte.
Von dem überaus fragwürdigen Unterfangen, Deutschland auf möglichst schlechten Wegen zu durchqueren – oder kurz: TET
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Re: Von dem überaus fragwürdigen Unterfangen, Deutschland auf möglichst schlechten Wegen zu durchqueren – oder kurz: TET
Wunderschön Achim!
An exakt der gleichen Stelle namens Sandweg hat es mich letzte Woche auch um‘s Haar gewaffelt. Da hab ich mir wirklich den Sand weg gewünscht.
An exakt der gleichen Stelle namens Sandweg hat es mich letzte Woche auch um‘s Haar gewaffelt. Da hab ich mir wirklich den Sand weg gewünscht.
Mein Reiseblog:
https://motranshumance.travel.blog/
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Re: Von dem überaus fragwürdigen Unterfangen, Deutschland auf möglichst schlechten Wegen zu durchqueren – oder kurz: TET
Danke Achim.
Spannung weg - jetzt können wir entspannt zum Italiener fahren.
Das ist immer so ne Sache mit den "langweiligen Enduro-Wanderstrecken", die ja oftmals als Schotterautobahnen bezeichnet werden.
Man liest sowas ja auch über die Assietta. Halt nur von denen, die sie bei Trockenheit und schönem Wetter gefahren sind.
Bei oder nach Regen schaut es immer anders aus. Nicht auf der ganzen Strecke, aber von den ca. 35 KM halt auf ein paar 100 Metern an unterschiedlichen Stellen.
Da muss man halt - wie ihr auf dem "Sandberg" - auch durch. Und wenn solche Stellen häufig sind, dann ist's - meiner Meinung nach - kein Endurowandern.
Nachdem es mich nicht so in der Norden zieht .... werden meine Implantate in der Schnauze noch ne zeitlang halten - Merke: gepflasterte Straßen - noch dazu wenn nicht gepflegt sind Gift für Gebiss- und Implantatträger und die Brille muss auch fest sitzen.
Vielen Dank für's Mitnehmen.
Besonders haben mir die Übernachtungsempfehlungen gefallen - auch wenn ich sie nie aufsuchen werden, aber die passen einfach in eine Reiseerzählung.
Max
Spannung weg - jetzt können wir entspannt zum Italiener fahren.
Das ist immer so ne Sache mit den "langweiligen Enduro-Wanderstrecken", die ja oftmals als Schotterautobahnen bezeichnet werden.
Man liest sowas ja auch über die Assietta. Halt nur von denen, die sie bei Trockenheit und schönem Wetter gefahren sind.
Bei oder nach Regen schaut es immer anders aus. Nicht auf der ganzen Strecke, aber von den ca. 35 KM halt auf ein paar 100 Metern an unterschiedlichen Stellen.
Da muss man halt - wie ihr auf dem "Sandberg" - auch durch. Und wenn solche Stellen häufig sind, dann ist's - meiner Meinung nach - kein Endurowandern.
Nachdem es mich nicht so in der Norden zieht .... werden meine Implantate in der Schnauze noch ne zeitlang halten - Merke: gepflasterte Straßen - noch dazu wenn nicht gepflegt sind Gift für Gebiss- und Implantatträger und die Brille muss auch fest sitzen.
Vielen Dank für's Mitnehmen.
Besonders haben mir die Übernachtungsempfehlungen gefallen - auch wenn ich sie nie aufsuchen werden, aber die passen einfach in eine Reiseerzählung.
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Re: Von dem überaus fragwürdigen Unterfangen, Deutschland auf möglichst schlechten Wegen zu durchqueren – oder kurz: TET
Danke! Ich habe jetzt auch endlich Deinen Bericht gelesen, wollte einen Kommentar hinterlassen, hat aber nicht funktioniert. Auch wieder sehr schön, mein Highlight ist die Hans Etage

- kradventure
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Re: Von dem überaus fragwürdigen Unterfangen, Deutschland auf möglichst schlechten Wegen zu durchqueren – oder kurz: TET
Gerne und Danke! Und Assietta im Regen, da hätte ich auch eine Geschichte auf Lager!