
Passo Croce Domini vom Gaver aus gesehen

Bewölkt, aber bestes Licht für Flora-Aufnahmen

Kurze Pause
Dann runter nach Breno https://goo.gl/maps/vD3Zc" onclick="window.open(this.href);return false;, bevor es die knappe halbe Stunde auf der Schnellstrasse nach Edolo geht. Ich will mich hier nicht aufhalten, Ortschaft reiht sich an Ortschaft und die im Tal bei der brütenden Hitze zu passieren will ich mir nicht geben. Also Strecke machen. Denn es warten noch einige Leckerbissen weiter im Norden auf mich (Danke, Max!).

In einer Kehre: Einladung zum Gebet

Das Val Camonica, welches Breno mit dem nördlicheren Edolo verbindet
In Edolo erst mal was essen. Das schöne Städtchen ist gerade im Freitagmittag-Einkaufsfieber, es wuselt und quirlt nur so von Menschen. Bald habe ich eine schöne Bar gefunden, eine typisch italienische Mama macht mir einen hervorragenden Insalata Mixta, dazu eine eiskalte Cola (klar, passt nicht, schmeckt aber) und dann noch etwas dem Treiben zugesehen. Ursprünglich wollte ich über meinen Namenspass Gavia Richtung Norden hoch, aber dank diesem schönen Forum wurde ich mit Alternativvorschlägen bestens versorgt.
Kurz hinter Edolo geht´s dann links hoch zum Passo di Foppa - oben angekommen ein Strässchen nach links, sieht interessant aus, also los - abseits der ursprünglichen Route, die mich runter nach Bormio führen sollte. Die kleine Strasse aber windet sich Richtung Westen, immer der Höhenlinie von ca. 1900 m folgend. Und dann stehe ich vor diesem Kleinod.

Eine kleine Kapelle oberhalb von Tirano
Welch schöne Atmosphäre. Ruhe. Ich sitze da erst mal eine halbe Stunde. Mache nichts. Schaue blos. Schön, wie mich der scheinbare Zufall wieder mal hier her geführt hat.

Am Gitter zum Gebetsraum ein Medaillon, wahrscheinlich eine Fürbitte eines unbekannten Menschen

Unten im Tal das Bezirksstädtchen Tirano im Valtelino (Veltlin) https://goo.gl/maps/Rm55T" onclick="window.open(this.href);return false; - rechts davon geht´s hoch zum Bernina Pass
Nach weiteren stillen Minuten geht´s dann endgültig den ursprünglichen Weg runter nach Bormio und die vielen Tunnel hinauf in den bekannten Ski-WM-Austragungsort. Wer´s noch weiß: hier begann 1985 Markus Wasmeiers Karriere als Skirennläufer. Heute passiere ich den Ort schnell und wende mich nach links Richtung Livigno - entgegen dem Wegweiser zum nahen Stilfser Joch. Wieder war es ein Tipp aus diesem Forum, noch einen kleinen Abstecher zu machen: den Torri di Fraele. Ein echtes Schmankerl.

Kehre um Kehre schraubt sich die kleine Strasse hoch zu den Türmen von Fraele

Yihaaa! - doch leider nicht mehr unbefestigt - aber trotzdem sehr schön

fast oben

geschafft

Dahinter eröffnet sich ein gewaltiges Spektakel: 3 Seen, die - einer an den anderen gereiht - offenbar der Wasserversorgung und Stromgewinnung dienen. Wie schön, dass die Strasse, welche diese Seen umrundet, noch in naturbelassenem Zustand ist.

Der erste See: Lago di Fraele

Ihm folgt der zweite See: Lago di Cancano

Der nicht ganz gefüllt ist, im Hintergrund die Staumauer des 3. Sees

Stille Schotterwege am Lago di San Giacomo

einfach schön hier

Alte Kulturlandschaft

Tosender Zulauf zum See

Lago di San Giacomo von Westen gesehen - ich finde keine Worte mehr

Meine Lady schmückt sich
Dann eine offene Schranke, daneben ein Gesperrt-Schild. Ich weiß um die Bedeutung dieser Schilder in Italien - oft dienen sie dem Haftungsausschluß. Na ja, eine offene Schranke ist ja so was wie eine Einladung zum Durchfahren - also Gas und durch. Doch der Weg wird schmaler, gröberer Schotter und der erstmals so einladende Schotterpfad wandelt sich in ein eher steiles Pfädlein. Dann ein dunkler Tunnel. Dunkel ist kein Ausdruck, tief schwarz, dazu eng und glitschig windet sich der Pfad durch den Berg, ohne Lampe oder sonst was. Unangenehm zu fahren, denn keiner weiß, wie lang das gehen soll. Und es geht für meine Empfindung ewig lang. Gedanken über eine einstürzende Tunneldecke, ich darin begraben, keiner weiß um mich, dazu noch auf gesperrtem Terrain. Mann, Mann, wo hab ich mich bloß wieder rein begeben??! Dann, endlich ein kleines Licht am sprichwörtlichen Ende des Tunnels. Noch nie hab ich dieses Ende so herbei gesehnt. Als ich wieder draußen bin sieht alles gar nicht so schlimm aus, aber tief drinnen im Berg ... entspannt geht anders.

Puuuhh
Bald kommt mir ein Pick-Up mit Baumaterial auf der Ladefläche entgegen. Der Fahrer schaut mich grimmig an ... schnell weiter, denke ich. Wahrscheinlich ist er "not amused" über den Fremden, der hier gemütlich auf seinem Terrain herum fährt. Und dann eine 2. Schranke. Abgeschlossen, aber so, das man kaum drum rum kommt. Links ist es zu eng, da passt nur ein Fahrrad durch, aber rechts könnte es gehen. Wahrscheinlich hat der nette Fahrer diese Schranke hinter sich zugemacht und, als er mich sah, die darauffolgende (die ich offen passiert habe) wieder verschlossen. Blödes Gefühl, so in der Falle zu sitzen.
Zurückfahren und schauen, ob er die nicht vielleicht doch offen gelassen hat - keine gute Idee. Ich müsste zurück durch den grusligen Tunnel - und das will ich nicht. Angenommen, ich würde da durch fahren um zu testen, ob die andere Schranke noch offen ist, wäre es wahrscheinlich, dass dieser Typ dort auf mich wartet - ich eingeschlossen. Und was der sich dann einfallen lässt, möchte ich mir gerade jetzt nicht vorstellen. Also muss ich rechts neben der Schranke durch. Pikanterweise fällt dort das Gelände 1 1/2 m ab, ziemlich steil und läuft unten in unübersichtlichem Geröll aus. Wenn ich da runter fahre und mich hinlege - Gute Nacht, Marie. Aber wie gesagt, es ist nicht besonders tief, 1,5 m - das wäre zu schaffen, wenn ich all meine Hechlingen-Kenntnisse raus krame und mich traue.
Was soll ich machen - bleibt ja nichts anderes übrig. Also an die Kuppe ran rollen, Kupplung ziehen, Bremse anlegen, laaaangsam runter rollen, Kupplung kommen lassen ... huuuiii ... ging ja ganz einfach. Danke an meinen Instruktor Stefan aus Hechlingen. Hat sich schon bezahlt gemacht, der Kurs im Juni.
Innerlich zeige ich dem Typen, der da oben wohl auf den eingeschlossenen Deppen aus D wartet noch schnell den Mittelfinger und dann geht´s runter zur Staumauer. Ab hier wieder völlig legal, breit und gut planiert. Mein T-Shirt braucht bald mal wieder ne Wäsche.

Noch schnell ein Bild

Und noch eins ... ganz schön hoch, die Staumauer

Letzter Blick zu einem der Torres

dann runter ins Tal

Weiter geht´s Richtung Stilfser Joch, welches ich um kurz nach 18 Uhr passiere. Rummel, Nepp, noch viel Schnee und 4 Grad.
Also schnell weg von hier, runter ins Vintschgau die endlos vielen Kehren. Spass macht mir das heute nicht, ich bin froh, als ich unten bin, weiter Richtung Glurns und dann hoch zum Reschenpass. Es zieht sich doch ganz schön.
Gegen 19 Uhr erreiche ich Nauders und finde mein Bett für die Nacht. Ein schöner Ort, ein schönes Hotel und interessanterweise ein Upgrade auf die bessere Zimmerkategorie. Keine Ahnung, womit ich das verdient habe. Aber die Rezeptionistin hatte schöne Augen ... vielleicht ...


Kann man zur Not nehmen

Um 22 Uhr Licht aus, wieder einmal: Was für ein Tag! Kaum was geplant und dennoch alles bekommen. Dankeschön, an alle, die mit gewirkt haben.