Tag 9 - Battambang nach Siem Reap - 170 km
Der letzte Reisetag ist angebrochen. Bevor wir uns allerdings auf die letzte Etappe der Rundtour begeben, besuchen wir mit einem Tuk-Tuk ein Killing Field westlich von Battambang.
In diesem Killing Field, es handelt sich um ein natürliches Höhlensystem in einem Hügel, haben die Roten Khmer während ihrer Schreckensherrschaft in den 70er Jahren tausende ihrer Landsleute ermordet. Heute befindet sich hier eine Gedenkstätte und ein buddhistisches Kloster. Battambang hat durch dieses Killing Field, aber auch durch die Tatsache, daß es in der Umgebung von Battambang auch heute noch die meisten Unfälle mit Landminen gibt, eine traurige Berühmtheit erreicht.
Aber auch hier herrscht der Kommerz. Wir dürfen nicht mit dem Tuk-Tuk auf den Hügel fahren, sondern müssen in ein Auto umsteigen, das wir natürlich extra zahlen müssen. In der Anlage selber finden wir Verkaufsstände und bettelnde Mönche und Nonnen. Und auch hier ist zu sagen, niemand wird aufdringlich, da habe ich im Kosovo und auch in Georgien schon ganz andere Sachen erlebt.
An einem der Verkaufsstände werden neben Getränken und Bananen auch fritierte Insekten angeboten.
Im Nachhinein ärgere ich mich, daß ich sie nicht wenigstens mal probiert habe.
Nachdem wir mit dem Tuk-Tuk zurück in Battambang sind, machen wir uns auf den Weg zurück nach Siem Reap. Allerdings wird es für mich eine kurze Fahrt, nach 40 km fängt mein Gespann an zu spinnen und nach einiger Zeit geht gar nichts mehr. Da wir schnell die Elektronik als Überltäter ausgemacht haben, wechselt Willem kurzerhand verschiedene Komponenten zwischen den Motorrädern, um den Übeltäter zu identifizieren. Das ist ein echter Vorteil, wenn alle Fahrzeuge vom gleichen Typ sind. Tachoeinheit, Steuereinheit - alles was irgendwie austauschbar ist wird auch ausgetauscht und anschließend getestet.
Den Fehler finden wir so allerdings nicht und wir fahren weiter zu einer kleinen Rollerwerkstatt in einem der vielen Dörfer am Straßenrand. Dort schraubt Willem weiter und nimmt das halbe Gespann auseinander.
Aber auch hier ist das Problem nicht zu lokalisieren. Nach zwei Stunden entscheiden wir, daß ich mich zu Gerrit in den Beiwagen setze und ihn mithilfe meines Garmin Richtung Siem Reap lotse, während Willem ein Transportfahrzeug für das defekte Gespann organisiert. Wir packen unser Gepäck um und fahren ohne Willem weiter.
Die Fahrt als Beifahrer hat für mich den Vorteil, daß ich mich mehr auf die Landschaft und das Fotografieren konzentrieren kann.
Und es gibt unterwegs einiges zu fotografieren, vor allem die abenteuerlichen Varianten des Güter- und Personentransports.
Am Nachmittag erreichen wir unser Basishotel in Siem Reap und schließen die Rundtour damit ab. Gerrit wird am nächsten Morgen früh nach Deutschland fliegen, ich bleibe noch zwei Nächte im Hotel, erkunde Siem Reap und mache Einkäufe für die meine Frau und meine Tochter.
Am nächsten Tag findet Willem dann auch den Fehler an "meinem" Gespann. Eine Schraube des dreiteiligen Zündschlosses hat sich gelöst und dadurch einen Wackelkontakt auf der zum Zündschloß gehorenden Platine verursacht - kleiner Fehler, große Wirkung.
Mich hat diese Art von Urlaub sehr nachdenklich gemacht. Auf der einen Seite war Kambodscha natürlich ein exotisches Erlebnis, das ich nicht missen möchte. Auf der anderen Seite frage ich mich, ob es das wirklich wert ist, tausende von Kilometern durch die Weltgeschichte zu fleiegn, um dann an einem exotischen Ort Motorrad zu fahren. Oder wäre es nicht einfacher in den eigenen Breitengraden zu fahren, auch da gibt es mit Sicherheit noch genug zu entdecken und erleben.
Allerdings - einen Riesenvorteil hatte die Reise gegenüber einer Tour in Europa - das Wetter war einfach nur klasse. Um eine so stabile Wetterlage zu haben, muß man von Deutschland aus schon einige Kilometer zurücklegen.
Und hiermit endet mein Kambodscha Reisebericht. Ich bedanke mich fürs Lesen und die netten Kommentare.
Gruß aus Kabul