Na, Gigl, Problem "mindern" war da nicht möglich.
Entweder reparieren oder Ende des Urlaubs und Heimfliegen für Martina.
Sechs Wochen Lieferfrist für ein häufig gebrauchtes Teil wie einen Kipphebel- liebe KTM-Leute, das geht gar nicht.
Aber auf dem Balkan frägt man nicht nach Problemen, sondern nach Lösungen.
Der KTM-Händler in Podgorica telefoniert eine Weile herum - und treibt gebrauchte Teile für uns auf!!!
Sein Jung-Mechaniker fährt mit uns ans andere Ende der Stadt zu einer großen Toyota- und Yamaha-Werkstatt. Der Leiter der Motorradwerkstatt kramt aus einer Kiste die benötigten Teile heraus, verkauft sie uns zu einem fairen Preis und gibt uns den Rat, auf jeden Fall Öl und Filter zu wechseln.
Wieder zurück in der KTM-Werkstatt, lasse ich schon mal das Öl ablaufen und mache mich an den Ausbau. Der Kipphebel ist schnell heraussen, aber die Nockenwelle ziert sich. Sie muß nach links aus dem Motor herausgezogen werden, doch da ist genau ein Rahmenrohr davor. Ich versuche es eine halbe Stunde lang, alle anderen probieren es auch, keiner bringt die scheiß Nockenwelle da raus.

Das heißt, Motor ausbauen.
Aber damit fühle ich mich in einer fremden, nicht gut ausgestatteten Werkstatt, mit fremden Werkzeug, ohne Hebebühne, unter Zeitdruck, doch etwas überfordert. Der Jung-Mechaniker sowieso, und der Chef ist eben nur Kaufmann und kein Schrauber. Bei mir macht sich leichte Verzweiflung breit.
Aber auch jetzt wird uns noch weitergeholfen. Der Chef telefoniert und treibt eine andere Werkstatt für uns auf, wo der Motor aus- und eingebaut werden soll. Auch eine Transportmöglichkeit für das Motorrad wird organisiert.
Wir nehmen noch 2 l Öl und Ölfilter mit. Weil der Chef sich dafür schämt, daß er uns nicht helfen kann, wie es sich für eine KTM-Vertretung gehören würde, schenkt er uns das Ganze.
So wird es früher Nachmittag, und wir stellen uns schon darauf ein, noch 2 Tage in Podgorica zu verbringen.
Endlich kommt der Transporter, Martinas KTM wird eingeladen und notdürftig verzurrt.
Wieder eine längere Fahrt an ein anderes Stadtende, und die Maschine wird vor einer wenig vertrauenserweckenden Hinterhofwekstatt ausgeladen.
Es ist 16 Uhr, es ist tierisch heiß in der Großstadt, und zwei junge Mechaniker machen sich gleich an die Arbeit. Zuerst versuchen sie auch, die Nockenwelle rauszukriegen, aber keiner schafft es. Also Motor raus.
Das macht ziemlich viel Arbeit. Später fragen wir die Mechaniker, wie lange sie arbeiten. Antwort: bis das Motorrad fertig ist.

Wir glauben es zunächst nicht.
Abends kommt dann der Besitzer und Chef der Hinterhofwerkstatt, und das ist - der Leiter der Yamaha-Werkstatt, wo wir die Gebrauchteile bekommen hatten. Es stellt sich heraus, daß er der frühere Mechaniker des KTM-Händlers war. Er sagt, er ist gegangen, weil er nicht richtig bezahlt wurde; und der KTM-Händler sagt, er habe ihn rausgeschmissen, weil er Teile gestohlen habe. Fakt ist, die beiden haben wohl nie richtig zusammengepasst, und können sich gegenseitig nicht mehr leiden. Umso höher ist es dem KTM-Händler anzurechnen, daß er uns zu seinem ehemaligen Mechaniker weitervermittelt hat. Uns soll es recht sein, der Mann hatte etliche Lehrgänge bei KTM in Mattighofen und kennt sich aus.
Er macht sich auch gleich mit an die Arbeit, jetzt arbeiten sie zu dritt dran. Um 20 Uhr fährt uns einer in eine Pizzeria und holt uns um 21 Uhr wieder ab. Wir wollen ihnen was mitbringen, aber sie lehnen ab, sie arbeiten durch.
Um 22.30 Uhr ist das Moped weitgehend fertig, und wir auch. Wir fahren mit einem Taxi für 2,80 € wieder ans andere Ende der Stadt, wo wir ja ein Appartement bei der KTM-Werkstatt haben.
Am nächsten Vormittag noch ein Abschiedsfoto mit KTM-Händler und Mechaniker-Lehrling, dann werden wir zur Werkstatt gefahren, wo Martinas Moped noch steht.
Dort auch noch ein Foto mit den "Helden der Arbeit", und für uns konnte der Urlaub nach kurzer Unerbrechung mit viel Glück weitergehen.
Der Chef der Hinterhofwerkstatt hat sich geweigert, für die Arbeit Geld anzunehmen. Er hat Geld für die Teile bekommen, das war ihm genug. Seine beiden Mechaniker haben natürlich noch ein großzügiges Trinkgeld bekommen.
Wir haben in Podgorica als Fremde in kurzer Zeit so viel selbstlose Hilfsbereitschaft erfahren, das war echt unglaublich und eine tolle Erfahrung.
Wenn ihr dort ein Motorradproblem habt, hier wird geholfen: