Unerwartet war er begeistert

Ich platzierte ihn im Cabrio vorne rechts, öffnete den Deckel und tuckerte gemütlich mit ihm den Umbrail-Pass hoch. So konnte er gleichzeitig die Gerüche von frisch gemähten und frisch verdauten Schweizer Kräuterwiesen erleben, selbstmörderische Murmeltiere, die sich Rennen mit dem Schweizer Postbus lieferten, bewundern, und gigantische Pilze, die beim momentanen feucht-warmen Wetter wie Pilze aus .. ähm .. bestaunen. Ich konnte ihm zahlreiche Motorrad-Stories, die ich in diesen Kehren erlebt und danach niedergeschrieben habe, erzählen und ihm zusätzlich ein paar Infos zu seiner Heimat (er lebt in Müstair, am Fuß des Umbrail) geben.
Oben angekommen, ging mein Fingerzeig in Richtung Rifugio Garibaldi - dem Restaurant auf der Dreisprachen-Spitze. Beide vollkommen fitte Theiner-Jungs kraxelten unter weitum hörbarem Keuchen die paar Höhenmeter hoch, fotografierten, zeigten uns Entdeckungen im Fels, und blickten dann, irgendwann mal, von ganz oben auf die Pass-Höhe, auf Tibet, auf die Gletscher des Ortlergebiets, die trockengefallenen Felswüsten und das Straßenwunderwerk mit 48 Kehren hinunter.
Über uns drehte die Familie Bartgeier ihre morgendlichen Runden - eine Woche zuvor staunte er auf einem Naturlehrpfad noch über die dort dargestellte Spannweite dieses Mega-Vogels, nun durfte er zwei dieser Drei-Meter-Segler bestaunen.
Der kalte Wind des Berges fuhr uns böse in die Shorts, so begannen wir alsbald den Abstieg, um uns im Tibet zu wärmen und zu stärken. Vom Apfelstrudel blieb mir kein Krümel übrig, dem Apettit meines Juniors tat die dünne Bergluft offenbar sehr gut ;-)
Unterwegs in die Höhe:

Krasse Felsen:

Politik-Lehrstunde am Grenzstein:

"Papi, es ist so schön hier .."

Das hat uns gut gefallen, und ich habe den leisen Verdacht, mehr als nur Gene vererbt zu haben

Beste Grüsse,
JvS